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Warum konnten die SARS-CoV-2-Impfstoffe so schnell entwickelt werden?

Die enorme Beschleunigung der Impfstoffentwicklung von normalerweise zehn bis 15 Jahren auf knapp ein Jahr ist mehreren Faktoren zu verdanken.

  • Viel Vorwissen vorhanden: Man musste in der Forschung nicht bei null anfangen. Denn es gab schon sehr viel Vorwissen von den Untersuchungen rund um Ebola, MERS-CoV (2012) und SARS-CoV-1 (2003). Deshalb wusste man schon im Frühjahr 2020, dass das Spike-Protein das entscheidende Antigen ist, gegen welches unser Körper Antikörper bildet. Allein diese Forschung dauert normalerweise mehrere Jahre.
  • Beschleunigtes Zulassungsverfahren: Eigens für die Pandemie wurde ein neues Zulassungsverfahren eingeführt: der sogenannte Rolling Review. Das bedeutet, dass die Behörden schon vorab Daten zum Begutachten bekommen, während die klinischen Studien noch laufen. Normalerweise werden alle Unterlagen gesammelt erst nach Abschluss aller Studien eingereicht.
  • Vorab-Start der Massenproduktion: Erstmals wurde beim Corona-Impfstoff schon vor der Zulassung mit der Massenproduktion begonnen. Dafür wird ein großes finanzielles Risiko in Kauf genommen. Denn jeder Impfstoff kann auch in späten Phasen der klinischen Studien noch scheitern und doch keine Marktzulassung bekommen. In einem solchen Szenario würden die produzierten Impfstoffe in der Mülltonne landen.
  • Internationale Zusammenarbeit: Die größte Gesundheitskrise der jüngeren Geschichte hat auch etwas Gutes. Forschungsgruppen auf der ganzen Welt arbeiten eng zusammen und nützen Synergien. Sie können so wesentlich mehr wesentlich schneller erreichen, als es jeder für sich alleine könnte.
  • Alle diese Aspekte zusammen genommen kann die Entwicklungszeit auf etwa ein Jahr reduziert werden. Es werden keinerlei Abstriche in Hinblick auf die Anforderungen an einen Impfstoff gemacht.

Welche Arten von Impfstoffen gibt es?

  • Totimpfstoffe: die Klassiker nur in China

Totimpfstoffe sind der Klassiker unter den Impfstoffen. Sie enthalten entweder ganze, vermehrungsunfähige Viruspartikel oder nur noch Bruchstücke davon. Sie werden heute standardmäßig in zahlreichen Impfungen verwendet, wie zum Beispiel in der FSME- oder Grippeimpfung. Auch SARS-CoV-2-Impfstoffe werden basierend auf diesem traditionellen Ansatz entwickelt, allerdings hauptsächlich in China. In der EU wird diese Art von Impfstoffen ziemlich sicher nicht zum Einsatz kommen.

  • Proteinimpfstoffe: kommen erst später im Jahr 2021

Proteinimpfstoffe sind eine Weiterentwicklung der Totimpfstoffe und eine gut etablierte Technologie. Sie enthalten nur mehr einzelne Virusproteine, nämlich genau jene, die für eine Immunreaktion ausschlaggebend sind. Im Falle von SARS-CoV-2 ist dies das Spike-Protein, welches für das Eindringen des Virus in menschliche Zellen wichtig ist. Unser Körper bildet Antikörper gegen dieses Spike-Protein, die das Virus unschädlich machen. Der Impfstoff von Sanofi zählt zu dieser Gruppe – er wird voraussichtlich Ende 2021 in der EU verfügbar sein.

  • Vektorimpfstoffe: für die erste Jahreshälfte 2021 erwartet

Vektorimpfstoffe sind eine vergleichsweise neue Klasse von Impfstoffen. Hier wird nur mehr die „Bauanleitung“ für das Spike-Protein geimpft, verpackt in ein harmloses Trägervirus. Diese Vektorviren können in menschliche Zellen eindringen, aber keine Krankheiten auslösen. Sie haben nur die Aufgabe, den Bauplan für das Spike-Protein in die Zelle einzuschleusen. Unsere Körperzellen beginnen daraufhin, das Spike-Protein zu produzieren und eine Immunreaktion in Gang zu setzen. Der Impfstoff von AstraZeneca zählt zu dieser Gruppe. In England ist er bereits zugelassen, in der EU befindet er sich im Zulassungsprozess.

  • mRNA-Impfstoffe: bereits in Österreich verfügbar

mRNA-Impfstoffe sind unter allen Technologien der innovativste Ansatz – vor Corona gab es keinen zugelassenen Impfstoff basierend auf dieser Technologie. Die Idee ist ähnlich wie bei den Vektorimpfstoffen: geimpft wird auch hier nur mehr die „Bauanleitung“ für ein bestimmtes Protein. Diesmal allerdings „nackt“ – ohne die Verpackung in ein Trägervirus. Der große Vorteil von mRNA-Impfstoffen ist, dass sie schnell produziert und entwickelt werden können. Deshalb sind sie nun auch die Ersten am Markt. Außerdem sind sie sehr sicher und stimulieren das Immunsystem sehr gut. Die beiden in der EU bereits zugelassenen Impfstoffe von Pfizer/BioNTech und der von Moderna gehören zu dieser Klasse. Sie werden bereits in Österreich geimpft.

Welche Nebenwirkungen sind zu erwarten?

Wichtig ist hier klar zu unterscheiden zwischen schwerwiegenden Impfschäden (die äußerst selten sind, weniger als 0,0001%) und harmlosen Impfreaktionen. Impfreaktionen wie Schmerzen an der Einstichstelle, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Fieber oder Schüttelfrost sind häufig und mitunter sogar erwünscht. Denn sie zeigen, dass das Immunsystem auf den Impfstoff reagiert. Diese Nebenwirkungen sind zwar unangenehm, aber nicht gefährlich und dauern meist nur ein bis zwei Tage an. Schlussendlich muss immer eine Nutzen-Risiko-Abwägung gemacht werden. Und in Anbetracht des Risikos einer COVID-19-Erkrankung erscheinen die bislang bekannten Nebenwirkungen als vertretbar.

Kann sich die Virus-mRNA der Impfstoffe ins menschliche Erbgut integrieren?

Viele Menschen haben Bedenken, dass sich bei mRNA-Impfstoffen das Genmaterial des Corona-Virus in das eigene Erbgut einfügen könne. Diese Angst ist völlig unbegründet.

Experten sind sich einig, dass ein solches Szenario ausgeschlossen werden kann. Denn die Transkription von DNA zu RNA ist eine Einbahnstraße. Damit rein hypothetisch der umgekehrte Vorgang passieren könnte, wären spezielle Enzyme notwendig, die aber in menschlichen Zellen nicht vorkommen.

 

Im folgenden Video, veröffentlicht vom Robert Koch-Institut finden Sie weitere Informationen über den Impfstoff:
https://www.youtube.com/watch?v=0LnkoEOHSiM&feature=emb_title

Schützt die Impfung auch vor der Übertragung des Virus?

Derzeit ist noch unklar, ob die Impfungen nur vor einer Erkrankung schützen oder aber auch die Weitergabe des Virus verhindern können. Das werden die Daten der kommenden Monate zeigen. Da eine Impfung aber jedenfalls Menge und Dauer der Virusausscheidung mindern kann, ist eine Übertragung weniger wahrscheinlich.

Wie lange ist der Impfschutz gewährleistet?

Zu den noch offenen Fragen zählt auch die Dauer des Impfschutzes. Nach Einschätzung der amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA kann man nach einer Nachbeobachtungszeit von zwei Monaten davon ausgehen, dass der Schutz mehr als nur kurzfristig ist.

Zuverlässige Daten wird man allerdings erst nach der Markteinführung in den kommenden Monaten haben.

Quelle: deineapotheke.at,

Der Artikel wurde verfasst von Mag. pharm. Irene Senn, PhD und wurde am 15.01.2021 abgerufen.